Krankengymnastik

Bewegung ist Grundlage des Lebens. Nichtbewegen ist Stillstand. Da der Mensch über einen Bewegungsapparat verfügt, muss es das Ziel jeder physiotherapeutischen Behandlung sein, so schnell wie möglich Bewegung in Gang zu setzen. Alle Strukturen des Bewegungsapparates: Gelenke, Bänder, Muskeln, Sehnen benötigen die Bewegung, um ihren adäquaten Reiz zu erhalten,


Das bewegungstherapeutische Spektrum ist sehr breit gefächert. Es ist die Aufgabe des Therapeuten, die richtige Auswahl entsprechend dem Befund und dem Krankheitsbild auszuwählen.

 

Passive Bewegungsübungen:

Definition:

Sie erfolgen ohne eigenes Zutun des Patienten. Dennoch soll dieser sie kinaesthetisch wahrnehmen. Zielsetzungen von passiven Bewegungsübungen sind:

  • Kontrakturprophylaxe
  • Schulung der Wahrnehmung
  • Entspannung
  • Da aktiven Bewegungsübungen grundsätzlich der Vorzug zu geben ist, sind die Hauptindikationen für passive Bewegungsübungen:
  • Bewusstlosigkeit
  • Fehlende Kraft
  • Verletzungen, die aktive Bewegungen nicht erlauben
  • Schmerzen

 

Aktive Bewegungsübungen können assistiert erfolgen, d.h. mit (Teil)-Abnahme der Eigenschwere des bewegten Körperteils.

Freies Bewegen bedeutet Bewegen im Schwerefeld der Erde mit und gegen die Einwirkung der Schwerkraft. Wenn der Therapeut einen manuellen Widerstand mit einbezieht, kann exzentrische - bremsende und konzentrische - überwindende Kraft nach Belieben benutzt werden.

Bewegungen mit und ohne Widerstand können ein-, zwei- oder dreidimensional erfolgen.

Natürliche Bewegungen erfolgen üblicherweise im dreidimensionalen Raum. Es ist Aufgabe des Therapeuten zu entscheiden, ob es zunächst für den Patienten wichtiger ist, achsengerechte Bewegungen durchzuführen oder physiologische Bewegungsabläufe im dreidimensionalen Muster einzuschleifen.

Durch Einsatz von Trainingsgeräten können die Übungen variantenreicher und schwieriger gestaltet werden. Dabei ist der Widerstand, den Hanteln und Thera-Bänder bieten, gut auszuwählen, damit die gewünschte Anzahl von Wiederholungen in korrekter Körperhaltung durchgeführt werden kann.

Der Pezziball dient als mobile Unterlage und kann hubfreie und hubarme Mobilisationen der WS, sowie ihre schonende Staubung erarbeiten. Geräte wie die Wippe und das Minitrampolin bzw. der Rebounder dienen in erster Linie der Schulung der Koordination und der Körperbeherrschung.

Für den Einsatz von Trainingsgeräten im Rahmen der medizinischen Rehabilitation gelten vor allem die Regeln, wie sie im normalen Training auch gehandhabt werden, Die Auswahl der Übungen und der Widerstände erfolgt nach dem Prinzip, dass die WS stabilisiert werden kann und die Anzahl der Wiederholungen mit dem gewählten Widerstand so übereinstimmt, dass ein Maximum an Kontraktionen erreicht werden kann.

Wenn mit Sequenzgeräten gearbeitet wird, so sollen der Reihe nach alle wichtigen Muskelgruppen angesprochen werden.

 

Spezielle Verfahren

Neben dem üblichen Repertoire an Bewegungsübungen gibt es auch spezielle Verfahren, die in entsprechenden Weiterbildungskursen erlernt werden können.

 

Krankengymnastik - Neurophysiologische Methoden

Behandlungsmethoden, die auf neurophysiologischen Prinzipien beruhen, setzen die sensomotorischen Systeme ein, um eine verstärkte Wirkung zu erzielen.

Es werden Impulse auf die Rezeptoren gesetzt, insbesondere auf diejenigen, die sich in den Gelenken, Muskeln und Sehnen befinden und die Tiefensensibilität regulieren. Die ankommenden Impulse werden über das ZNS verschaltet und führen dann zu einer reaktiven Antwort in der Peripherie.

Das Grundprinzip der PNF-Methode ist es, über die gesetzten Reize einer verstärkte Antwort zu erhalten. Die vom Therapeuten in Gang gesetzten neuromuskulären Regelkreise sollen dem Patienten die Bewegung erleichtern. Die kräftigeren Muskeln werden benutzt, um ihre Kraft auf die schwächeren überzuleiten. Exzentrische und konzentrische Muskelaktivitäten helfen, Muskelkraft aufzubauen. Andere Techniken sind auf die Einregulierung des muskulären Gleichgewichts ausgerichtet bzw. auf Verbesserung der Koordination.

Wieder andere Techniken dienen mehr der Entspannung und damit der Schmerzlinderung und der Vergrößerung von Bewegungsausschlägen, die muskulär bedingt sind.

Für die PNF-Methode sind insbesondere orthopädische und neurologische Krankheitsbilder geeignet.

Andere neurophysiologische Behandlungsverfahren richten sich in erster Linie an Störungen des ZNS. Hierzu sind das Vojta-Prinzip und das Bobath-Konzept zu zählen. Das Bobath-Konzept hilft insbesondere bei der Therapie des frühkindlichen Hirnschadens, die normale Entwicklung des Säuglings nachzuvollziehen, jedoch auch in der Behandlung des Erwachsenen.

Hemiplegikern hat sie ganz wesentliche Aspekte eingebracht durch spastikhemmende Ausgangsstellungen, intensive Beeinflussung der Körperwahmehmung und Aktivierung der Patienten zur Eigenständigkeit.

Das Vojta-Prinzip hat nach wie vor seinen Hauptakzent in der Behandlung des frühkindlichen Hinschadens und durch Beeinflussung reflexogener Verhaltensmuster.

 

Manuelle Therapie

Man versteht darunter gelenkspezifische Mobilisationen, wenn vorher eine gelenk-bedingte Bewegungseinschränkung eindeutig festgestellt wurde. Die Regeln der Gelenkmechanik geben vor, wohin der entsprechende Gelenkspartner bewegt werden muss. Wichtig ist es, auf ein Einschleifen der neu gewonnenen Beweglichkeit zu achten, d.h. das Gelenk muss regelrecht erzogen werden, das Bewegungsausmaß voll auszuschöpfen. Den Hausübungen, die der Patient in Eigenverantwortung zu machen hat, ist ein wesentlicher Stellenwert einzuordnen.

 

Bewegungstherapie im Schlingentisch

ermöglicht eine schmerzfreie und achsengerechte Aufhängung unter Abnahme der Eigenschwere. Auf diese Weise können selbst bei ausgeprägter Schwäche und bei starken Schmerzzuständen noch Bewegungen ausgeführt werden, die sonst vielleicht nicht möglich wären. je nach Bedarf werden einzelne Körperteile aufgehängt und entlastet. Bei einer Ganzkörperaufhängung kann der Therapeut bereits durch geringe Verschiebungen aus dem Lot die gesamte Rumpfmuskulatur reaktiv zu intensiver Arbeit zwingen.

Im Schlingentisch sind auch Dehnlagerungen möglich und Arbeiten gegen Widerstand durch Federzüge oder exzentrische

Aufhängung. Optimal ist im Schlingentisch eine Entlastung der LWS bzw. HWS bei akuter Bandscheibensymptomatik.

 

Texte aus:
Leistungsangebot Physikalische Therapie, Physiotherapie von: GESUNDHEITS-DIALOG Verlag GmbH, Postfach 89, 82033 Oberhaching